Eine wunderbare Freundschaft - Jumelage mit dem LC Grenoble-Vercors

Eine wunderbare Freundschaft

Jumelage zwischen den Lions Clubs Grenoble-Vercors und Leutkirch (1968 - 2020)

Als 1968 ein französischer Lions Club aus dem südfranzösischen Grenoble und ein deutscher Lions Club aus Leutkirch im Allgäu eine Partnerschaft eingingen, hätte wohl niemand darauf gewettet, dass die beiden irgendwann sogar fröhlich Goldene Hochzeit feiern würden. Im Jahr 2018 war es dann soweit, und das Jubiläum wurde in großem Stil begannen. Dass diese wunderbare Jumelage zwei Jahre später leider endete, hatte allein einen Grund: Wegen Überalterung und Mitgliederschwund sah sich der französische Club zur Selbstauflösung gezwungen.

Größte Reserven gab es vor dem Gründungsakt auf beiden Seiten. Schließlich hatten einige Mitglieder aus den beiden Clubs vor 1945 gegeneinander gekämpft. Die französischen Verfechter dieser Partnerschaft mussten sich rechtfertigen, dass sie sich nur 23 Jahre nach Kriegsende ausgerechnet mit einem deutschen Club verbinden wollten - und das angesichts von "Vercors" in ihrem Namen, jenem Bergmassiv, das ein erbittert umkämpftes Zentrum des Widerstands gegen die Besetzung Frankreichs durch die Wehrmacht nach 1940 gewesen war.
Die deutschen Clubmitglieder wiederum zögerten, weil sie sich vor möglichen Ressentiments fürchteten. Dazu kam noch das heikle Problem der Verbindung zwischen dem großstädtischen Club aus einer quirligen Metropole und einem Kleinstadt-Club aus der beschaulichen deutschen Provinz.

Feierliche Besiegelung der 1968 gegründeten Jumelage zwischen dem französischen Lions Club Grenoble-Vercors und dem Lions Club Leutkirch. Auf dem Bild von rechts André Barassi aus Grenoble sowie die Leutkircher Lions Theodor Walterscheid, Martin Günther und Günther Wagenseil. | Foto: Lions Club Leutkirch

Aber die anfänglichen Bedenken waren schnell vergessen. Stattdessen setzte schon nach dem ersten vorsichtigen Kennenlernen eine tiefe, herzliche Freundschaft ein, die - getragen von einem harten Kern auf beiden Seiten - über all die Jahrzehnte und mehrere Lions-Generationen hinweg gehalten hat.
Nicht zuletzt entsprach diese Verbindung in bestem Sinn einem der zentralen Ziele der 1917 gegründeten internationalen Lions-Bewegung, nämlich den Geist der gegenseitigen Verständigung unter den Völkern der Welt zu wecken und zu verbessern. Dass man dabei früh anfangen muss, war beiden Seiten bewusst, und so wurde auch schon bald der Jugendaustausch zwischen den beiden Clubs forciert.

Jährliche Treffen im Wechsel zwischen Grenoble und Leutkirch waren von Beginn an die Regel, wobei es auf beiden Seiten immer wieder gelang, neue ansprechende Ziele in und um die eigenen Städte ausfindig zu machen.
Die Franzosen brachten den Deutschen Grenoble und seine überaus reizvolle voralpine Umgebung näher. Bei ihren Gegenbesuchen wiederum lernten sie durch die deutschen Freunde Oberschwaben, das Allgäu und die Bodenseeregion kennen.

Die großen 200-Jahr-Feiern zum Gedenken an die Französische Revolution waren der Anlass für eine Zusammenkunft der beiden Clubs in Paris im Frühling 1989. | Foto: Lions Club Leutkirch

Zudem streute man immer wieder bewusst externe Treffen ein, die wegen der damit verbundenen Horizonterweiterung über die normalen Begegnungen hinaus stets sehr geschätzt waren: 1989 fuhr man anlässlich des 200-Jahr-Gedenkens der Französichen Revolution gemeinsam für einige Tage nach Paris, und 1997 trafen sich 25 Freunde aus Grenoble und Leutkirch in Berlin, um die heiße Phase des Umbaus zur alten, neuen Hauptstadt hautnah zu erleben.

Im Jahr 1997 verbrachten Lions-Freunde aus Grenoble und Leutkirch vier erlebnisreiche Tage gemeinsam im wiedervereinigten Berlin. | Foto: Lions Club Leutkirch

Weitere Begegnungen gab es im Laufe der Jahrzehnte unter anderem in Lyon, in Brixen in Südtirol, am italienischen Lago Maggiore, in Stuttgart und dem burgundischen Beaune.

Dass man sich 2018 für die Feier zum 50-jährigen Bestehen dieser Freundschaft die badisch-elsässische Grenzregion aussuchte, kam nicht von ungefähr: Auftakt im deutschen Freiburg, Essen auf einem Rheinschiff an der Grenze zu Breisach, Besuch im französischen Colmar... Und der Ausklang war dann am Fuß des Hartmannsweilerkopfs, jenem im 1. Weltkrieg hart umkämpften Berg in den Vogesen, wo zwischen 1914 und 1918 Zehntausende von Soldaten verwundet und getötet wurden.

50-Jahr-Feier der Jumelage 2018: Lions aus Grenoble und Leutkirch in der deutsch-französischen Gedenkstätte auf dem Hartmannsweilerkopf im Elsass, wo im 1. Weltkrieg Tausende Soldaten beider Nationen ihr Leben verloren. | Foto: Lions Club Leutkirch

In den Reden zum Abschied nach diesem denkwürdigen Treffen klang die Hoffnung an, dass solche unseligen Geschehnisse zwischen den beiden Nationen endgültig der Vergangenheit angehören mögen.

Vor der Gedenkstätte am Fuß des Hartmannsweilerkopfs gruppierten sich Deutsche und Franzosen zu ihrem letzten gemeinsamen Abschiedsfoto. | Foto: Lions Club Leutkirch

 

Die Jumelage zwischen den beiden Clubs von Grenoble-Vercors und Leutkirch gehört nun zwar der Vergangenheit an, aber von den engen freundschaftlichen Banden zehren beide Seiten bis heute.